Kissinger: Zwischenbilanz einer Karriere

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Stephen Graubard, ein Freund und Kollege Kissingers aus der Zeit an der Harvard-Universität, beschreibt in diesem Buch den Weg eines Intellektuellen an die Schalthebel politischer Macht. Das Phänomen "Kissinger" ist nicht einfach zu erklären. Stephen Graubard hat sämtliche Schriften Kissingers ausgewertet und zieht eine Zwischenbilanz dieser unvergleichlichen Karriere auf der internationalen politischen Bühne. "Seit Carl Schurz ist er der erste deutsche Emigrant zu Ministerwürden gebracht hat, seit Albert Einstein der erste, der weltweiten Ruhm erlangte: Henry Kissinger. Der Sohn eines jüdischen Gymnasiallehrers aus Fürth an der Spitze des State Department – die Vorstellung scheint ihm, der sich binnen vier Jahren aus dem Souterrain des Weißen Hauses in den siebten Stock des US-Außenministeriums emporgearbeitet hat, selber mit Demut zu erfüllen." Das schreibt die ZEIT über den Mann, der Amerikanas Außenpolitik in starkem Maße beeinflußt hat. Graubard beschreibt Kissingers Weg an die Macht: 20 Jahre Studium, 20 Jahre Vergleichen historischer und aktueller Fakten. Kissinger verbindet wissenschaftliche Abstraktion mit dem sicheren Gespür für Realpolitik; das Ergebnis ist eine politische Klugheit, die in unserer Epoche selten ist. Kein Wunder, daß Kissinger – ein Kenner Metternichs – heute oft mit Metternich verglichen wird. In zwei Jahrzehnten entwickelte er sein politisches Credo: Die Außenpolitik eines Landes wird immer durch die Qualität seiner außenpolitischen Doktrin sowie durch die Ingeniosität der Männer bestimmt, die für ihre praktische Anwendung verantwortlich sind. Die Diskrepanz zwischen dem innenpolitischen Unvermögen amerikanischer Präsidenten wie Eisenhower oder Johnson und der "neuen" Außenpolitik, die den Dialog mit Peking und Moskau schon als fast selbstverständlich erscheinen läßt, macht deutlich, wie sehr Kissinger die Position der USA in der Weltpolitik beeinflußt hat. Stephen R. Graubard, Professor der Geschichte an der Brown University und Herausgeber der Zeitschrift "Daedalus" (Journal of the American Academy of Arts and Science), studierte an den Universitäten George Washington und Harvard. Er gehört dem Council of Foreign Relations an und ist Autor zahlreicher Bücher über internationale Politik.

pp. 404 / Aus dem Amerikanischen von Wilhelm Duden